Eintausendeinhundertelf Kilometer: eine Strecke, die ein schwarzes Internetloch beschreibt. Doch nun sind Kabel am Ende des Tunnels und wir schreiben euch – ihr ahnt es vielleicht – Trommelwirbel, Pauken und Trompeten raus! Und noch ein paar Pigmente und Konfetti hinterher geworfen! – aus KALKUTTA!!!

Wir sind da, wir sind da, wir sind daaaaa!!!
Seit gestern! Und stolz! Und verwirrt! Und traurig! Und uebergluecklich! Wir wissen nicht wohin mit uns! Juppiduppiduuu!

Um uns auf die Fahrt nach Kalkutta einzustimmen, haben wir im Reisefuehrer zunaechst reichlich beunruhigendes ueber den Strassenverkehr gelesen (“schlimmster in ganz Indien, kurze Strecken dauern schon Stunden, alle Strassen sind brechend voll, der Laerm unertraeglich”), sowie ueber das Farbenfest Holi, das naemlich praktischerweise auch genau gestern stattfand (“absoluter Exzess, im Alkohol- und Drogenrausch werden nicht nur Pigmente geworfen, sondern gerne auch rohe Eier, Exkremente und alles was man sonst noch so findet – beliebtestes Abschuss-Ziel sind weisse Touristen”).

Zauberhaft, die Vorfreude auf den zu erwartenden Hoellen-Ritt war gross. Um das Beste daraus zu machen, haben wir uns sehr sehr akribisch darauf vorbereitet: Unsere Wertsachen haben wir in sturm-, sand-, wasser- und feuerfeste Ziplock-Taschen gepackt, unsere Rucksaecke mit Planen abgedeckt, unsere dreckigste Kleidung angezogen, die Haare eingefettet (damit die agressive Holi-Farbe hinterher besser rausgeht), literweise Wasser fuer den stundenlangen Stau gekauft, haben die Maenner fahren lassen (um nicht mehr Aufmerksamkeit als noetig auf uns zu ziehen) und sogar in jedem Tuk Tuk ein Navi angeschaltet.

Um 6.30 haben wir unser Nachtlager 100 km vor Kalkutta verlassen und sind mit klopfenden Herzen auf dem Highway der Stadt entgegen gerappelt. Bis nach 30 Minuten – Rita kaputt ging. Tataa!
Aber das Timing war perfekt, Hans musste Rita nur 2km weit schieben, bis wir bei einer suessen kleinen Tuk Tuk Werkstatt ankamen, wo in 45 Minuten Ritas Vergaser repariert wurde. Der Mechaniker wollte dafuer partout kein Geld von uns annehmen, seine Frau hat uns noch selbstgemachte Suessigkeiten geschenkt und seine Kinder haben uns mit roten Pigmenten bemalt. Sehr beglueckt, mit einer schnurrenden Rita und der roten Kriegsbemalung im Gesicht ging es weiter.

Und dann passierte – nichts.

Man muss naemlich wissen, dass Holi ein gesetzlicher Feiertag ist. Dies bedeutet: keiner da. Keiner auf dem Highway, kein Berufsverkehr, kein Geschaeft auf, keine Schule, kein gar nichts.

Nur wir, ganz alleine auf vielspurigen Autobahnen, haben dort sogar noch eine Abzweigung verpasst und sind aus Versehen im Gegenverkehr ueber eine Bruecke gefahren. Doch auch dies stoerte – niemanden. Und auf einmal standen wir vor einem roten Blechtor in Kalkutta und wussten: wir sind da. Die Stadt mit dem schlimmsten Ruf bezueglich des Strassenverkehrs war zu uns wie eine warme Daunen-Bettdecke.

Die Holi-Pigmente haben wir dann aber doch noch um die Ohren bekommen (und in Lottes Fall – in die Augen. Sie hatten noch Stunden spaeter einen froehlichen Gelb-Schimmer. Und brannten wohl auch sehr froehlich).

OH, CALCUTTA! Am Sonntag fahren wir nun mit dem Zug nach Jemo und schauen mal, was mit euren Spendengeldern alles tolles gemacht wurde! Wir freuen uns!!